Frauenhaus Caritas Bochum

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Was Sie über das Frauenhaus Bochum denken – und wie es wirklich ist.

Aus dem Frauenhaus Bochum

Was Sie über das Frauenhaus Bochum denken – und wie es wirklich ist.

Im Frauenhaus Bochum wird jede Frau kostenlos verpflegt, im Frauenhaus sind die Mitarbeiterinnen 24 Stunden im Einsatz, im Frauenhaus kümmern sich die Mitarbeiterinnen um alle Angelegenheiten der Bewohnerinnen. Diese Vorstellungen sind zwar nicht ganz falsch, aber auch nicht vollständig korrekt.
Wir wollen das öffentliche Bild über das Frauenhaus Bochum geraderücken und stellen sechs Annahmen über uns und unsere Arbeit richtig. Das erleichtert die Zusammenarbeit mit Behörden, Politik, unseren Partner*innen, der Öffentlichkeit und den betroffenen Frauen.

 

Im Frauenhaus Bochum kann jede*r einfach vorbeischauen.

Manchmal stehen Menschen unangemeldet vor unserer Tür – wie zuletzt die hilfesuchende Frau mit ihren vier Kindern, die einen Frauenhaus-Platz braucht.

 

Richtigstellung: Keine spontanen Besuche. Bitte vorher anrufen!

Leider können wir in diesem Fall die Frau und ihre Kinder nicht aufnehmen, alle unsere Plätze sind belegt. Deshalb können wir nur versuchen, ein Frauenhaus in einer anderen Stadt für sie zu finden oder ihr raten, zur Polizei zu gehen.
Freund*innen, Behörden oder Polizei, die hilfesuchende Frauen an uns vermitteln wollen, sollten den betroffenen Frauen empfehlen, uns vorab unter 0234 501034 anzurufen!
Spontane Besuche erschweren außerdem die Einhaltung unseres Schutz- und Sicherheitskonzepts: Anonymität. Nur in der Anonymität sind unsere Bewohnerinnen und ihre Kinder sicher, nur so können wir sie schützen. Aus diesem Grund ist unsere Anschrift geheim.

 

 

Die Mitarbeiterinnen sind 24 Stunden vor Ort.

Nicht nur hilfesuchende Frauen, sondern auch die Polizei selbst steht mit den Frauen gelegentlich unvermittelt und ohne Absprache vor unserer Tür; die Kolleg*innen nehmen an, sie träfen unsere Mitarbeiterinnen 24 Stunden am Tag im Haus an.

 

Richtigstellung: Sprechzeiten sind montags bis donnerstags, 8 bis 16:30 Uhr und freitags bis 14:00 Uhr.

Wir sind montags bis donnerstags von 8 bis 16:30 Uhr und freitags bis 14:00 Uhr vor Ort. Gern würden wir noch mehr Begleitung vor Ort anbieten. Doch die personellen Ressourcen reichen dafür nicht aus. Deshalb führt der Weg zu uns außerhalb der Dienstzeiten nur über unsere Telefonbereitschaft. Eine Kollegin ist das gesamte Wochenende darauf abgestellt und erreichbar. Hilfesuchende Frauen werden im Notfall von einer Bewohnerin in der Nähe des Frauenhauses Bochum abgeholt.

 

 

Der Aufenthalt im Frauenhaus ist kostenlos.

Viele Menschen glauben, ein Platz im Frauenhaus sei staatlich finanziert und die Frauen würden mit allem versorgt.

 

Richtigstellung: Es gibt keine staatliche Finanzierung – immer noch nicht.

Während für Frauen ohne eigenes ausreichendes Einkommen die Sozialleistungsträger Aufenthaltskosten und Kosten für den Lebensunterhalt übernehmen, gilt dies nicht für Frauen ohne Leistungsansprüche, zum Beispiel Studentinnen, BAföG-Berechtigte, Auszubildende, Frauen mit eigenem Einkommen oder EU-Bürgerinnen. Sie müssen selbst für die Kosten aufkommen, die bei einem Aufenthalt im Frauenhaus entstehen. Der Tagessatz beträgt zurzeit für die Frauen noch 44,73 Euro und für die Kinder ca. 37,35 Euro. Darin enthalten sind: Kosten für die Unterkunft und die psychosoziale Beratung. Hinzu kommen die Verpflegungskosten.
Wir können weder Verpflegungs-, Versorgungs-, Reinigungs- oder sonstige Kosten übernehmen. Frauen sollten für ihren Aufenthalt bei uns deshalb über ein finanzielles Polster verfügen. Erscheint eine Frau ohne finanzielle Reserven, können wir einige Lebensmittel für sie einkaufen. Auch sind unsere Bewohnerinnen sehr solidarisch und laden die Neuen ein, mit ihnen zu essen. In Notfällen können wir weitere Lebensmittel über Spenden organisieren. Aber das können wir nicht grundsätzlich leisten.
Um diese Missstände zu beheben, muss in Deutschland endlich gesetzlich geregelt werden, dass eine Frau, die Gewalt erfahren hat, Schutz in einem Frauenhaus findet, ohne dafür selbst aufkommen zu müssen.

 

 

Mitarbeiterinnen kümmern sich um alle Angelegenheiten der Bewohnerinnen.

Oft gehen Außenstehende davon aus, die Mitarbeiterinnen organisieren, klären und kontrollieren die Alltagsangelegenheiten der Bewohnerinnen im Frauenhaus Bochum.

 

Richtigstellung: Frauen leben eigenverantwortlich.

Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe und stehen unseren Frauen mit professioneller Beratung und praktischen Hilfen rund um ihre zukünftige Lebensplanung zur Seite, begleiten und betreuen sie sowie ihre Kinder auch pädagogisch und psychosozial.
Doch die Verantwortung für ihr Leben liegt bei den Bewohnerinnen selbst. Im Frauenhaus Bochum leben sie in einer Art Wohngemeinschaft mit aktuell 14 Frauen und 15 Kindern, aber sie leben eigenverantwortlich. Sie richten sich ein Bankkonto ein, unternehmen Behördengänge und versorgen ihre Kinder. Während ihres Aufenthalts kaufen sie für sich ein, kochen, putzen, waschen und organisieren ihren Alltag sowie ihr zukünftiges Leben.

 

 

Häusliche Gewalt ist Privatsache.

Oft schauen Menschen bei häuslicher Gewalt in ihrer Umgebung weg. Auch Richter*innen in Familienrechtsverfahren beachten die Gewalt mit ihren Auswirkungen – auch auf das Kindeswohl – sowie Gewalt- und Todesdrohungen von Männern viel zu wenig.

 

Richtigstellung: Häusliche Gewalt geht uns alle an.

Jeden zweiten bis dritten Tag tötet ein Mann in Deutschland seine Partnerin. Häusliche Gewalt ist kein ausschließliches Problem zwischen den beteiligten Partner*innen. Keine Privatsache. Und keine Frauensache. Häusliche Gewalt ist das Ergebnis einen falschen Männlichkeitsbildes, das Gewalt als Teil des Mannseins definiert. Häusliche Gewalt ist eine Gefahr für unsere gesamte Gesellschaft, für Frieden und Sicherheit.
Deshalb muss häusliche Gewalt in Verfahren zum Sorge- und Umgangsrecht besser berücksichtigt werden. Gerade die Trennungs- und Scheidungsphase ist für Mütter und Kinder am gefährlichsten; sie werden verfolgt, bedroht und angegriffen.
Auch bei Übergaben oder Umgangskontakten der Kinder sind Frauen weiteren Übergriffen ausgesetzt. Richter*innen müssen häusliche Gewalt rigoroser ächten und sanktionieren.

 

 

Betroffene Frauen sollen die Täter einfach verlassen.

„Ich würde meinen Mann sofort verlassen.“ „Ich verstehe nicht, warum Frauen das ihren Kindern antun.“ „Mir würde das nie passieren.“

 

Richtigstellung: Frauen sind als Opfer von Gewalt nicht schuldig oder mitschuldig.

In diesen Ansichten und Meinungen kommen die Täter nicht vor. Stattdessen unterstellen sie, dass Frauen verantwortlich sind. Und so fühlen sich unsere Bewohnerinnen auch. Aber sie sind als Opfer von Gewalt nicht schuldig oder mitschuldig an der häuslichen Gewalt.
Die gewalttätigen Partner zu verlassen, ist nicht einfach: Frauen haben Angst vor noch schlimmerer Gewalt und Verfolgung, schämen sich, sind finanziell abhängig, isoliert, werden von der Gemeinschaft nicht unterstützt und sind aus vielen weiteren Gründen gefangen in der Gewaltspirale, die sie schwer durchbrechen können.
Haben wir also Verständnis, seien wir wertschätzend, feinfühlig und bagatellisieren die Wahrnehmungen der Frauen und Kinder nicht. Sie durchleben eine Krise. Sie sind körperlich und mental geschwächt. Sie können nur mit halber Kraft agieren. Aber sie wollen sich befreien. Deshalb gilt ihnen unser größter Respekt.

Stärker als Gewalt

Sie haben erfahren, wie sehr Frauen und ihre Kinder das Frauenhaus Bochum brauchen. Möchten Sie die Frauenhaus-Arbeit unterstützen? Dann schauen Sie hin und verschließen Sie Ihre Augen nicht. Ahnden wir Gewalt gegen Frauen, wann immer wir sie bemerken und nennen wir sie beim Namen – vor allem in der Öffentlichkeit. Denn Gewalt ist keine Privatsache, sondern eine Menschenrechtsverletzung. Je mehr Menschen das verstehen, desto größer ist die Chance, dass wir stärker werden – stärker als Gewalt.

Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!


4 Kommentare zu “Was Sie über das Frauenhaus Bochum denken – und wie es wirklich ist.

  1. Hallo liebe Kolleginnen,
    Glückwunsch zu Eurem neuen tollen und professionellem Blog.
    Diesen haben wir bis hierher gespannt verfolgt und werden dies auch weiter tuen.
    Es ist Richtig und Wichtig, die Öffentlichkeit auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen und die Hürden und Schwierigkeiten denen die Frauen und auch wir als professionelle Begleitung begegnen zu benennen und diese bekannt zu machen. Nur so ändert sich politisch etwas und wir können dann damit noch mehr Frauen aus ihrer Gewalterfahrung heraushelfen.
    Liebe Grüße
    das Team des Frauenhauses Mönchengladbach
    (S.Machado, S.Bornhake, S.Roox, B.Schmitz )

    1. Liebe Kolleginnen,

      vielen Dank für euer ermutigendes Feedback 😃
      Wir hoffen, dass alle von unserem Einblick in unsere Arbeit profitieren. Damit wir unserem gemeinsamen Ziel, die Situation der von Gewalt betroffenen Frauen zu verbessern, ein weiteres Stück näher kommen.
      Herzliche Grüße aus Bochum.

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