Dein sicherer Ort
Gedemütigt, bedroht, gestalkt, körperlich und seelisch misshandelt, getötet: Jährlich fährt die Polizei Bochum mehr als 600 Einsätze bei Gewalt gegen Frauen. Diese Frauen erleben Gewalt größtenteils zuhause, im sozialen Nahbereich. Deshalb fällt es ihnen besonders schwer, den Weg aus Gewaltbeziehungen zu finden. Wir ebnen diesen Frauen den steinigen Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Wir helfen, weil ihnen sonst niemand hilft. Wir tragen die Frauen, der Caritasverband für Bochum und Wattenscheid trägt uns. Seit 1981. Dank ihm sowie unserer Spender*innen und Förder*innen eröffnen wir im Herbst 2021 ein neues Frauenhaus.
Not sehen und handeln im Schutzhaus für alle
Das Frauenhaus Bochum ist ein sicherer Zufluchtsort für Frauen und ihre Kinder, die körperliche, seelische, sexuelle oder digitale Gewalt erleben – unabhängig von Herkunft, Religion, kulturellem Hintergrund, Staatsangehörigkeit, Alter, sozialem Status, sexueller Orientierung und körperlicher Befähigung. In unserem Schutzhaus erhalten sie Raum, Zeit und Möglichkeit, sich ein neues Leben aufzubauen und eine selbstbestimmte Lebensperspektive zu entwickeln. Wir helfen, unterstützen und begleiten – getreu des Caritas-Leitsatzes „Not sehen und handeln“ üben wir Dienst an der Nächsten. Das ist unsere Aufgabe.
Wenn sie gehen, lassen sie alles hinter sich
Bevor die Frauen zu uns kommen, haben sie oft jahrelang Gewalt ausgehalten sowie aus Scham und Angst keine Anzeige erstattet. Erst eine unerträgliche Gewaltsituation veranlasst sie, zu fliehen. Dazu bringen sie allen Mut auf. Denn wenn sie gehen, lassen sie alles hinter sich: das soziale Netz, das Kollektiv, die Familie. Plötzlich sind sie auf sich allein gestellt und müssen sich im Alltag verselbstständigen, sich beispielsweise um die Einrichtung eines Kontos kümmern, um Behördengänge und die Versorgung der Kinder.
Macht und Kontrolle über Umgangsrecht
Doch der Weg dorthin ist steinig: Besonders in der Trennungsphase versuchen Männer Macht und Kontrolle auszuüben – mit Gewalt- und Todesdrohungen und über die Beantragung des Sorge- und Umgangsrechts zu ihren Kindern. Leider bleiben bei Sorgerechtsentscheidungen die Auswirkungen von häuslicher Gewalt auf das Kindeswohl oft außen vor und weniger engagierte Rechtsbeistände lassen sich zu schnell auf Vergleiche ein. Dabei können Kinder, wenn sie Gewalt gegen ihre Mutter erleben und beobachten oder selbst Gewalt erfahren, Verhaltensstörungen entwickeln und erlebte Beziehungsmuster weitergeben.
Vor Gericht werden Schutzanordnungen nach dem Gewaltschutzgesetz eingeschränkt und ausgehöhlt, häusliche Gewalt wird im Umgangsrecht kaum berücksichtigt und die Studie Kindeswohl und Umgangsrecht hält das Bundesfamilienministerium unter Verschluss.
Aussicht auf ein angstfreies Leben: zerbrechlich
Das schürt große Ängste und Unruhe bei den betroffenen Frauen und ihren Kindern. Auch wir haben Angst um unsere Frauen und sind manchmal fassungslos: Unser Einsatz und die Aussicht auf ein angstfreies Leben sind zerbrechlich und können leicht zunichte gemacht werden.
So leben Frauen unter dem Eindruck, der Rechtsstaat könne sie und ihre Kinder nicht schützen. Oft wissen sie nicht, wo sie Informationen über ihre Rechte bei Trennung und Scheidung erhalten. Deshalb kümmern wir uns neben dem eigentlichen Hilfeprozess sowie Bürokratie- und Verwaltungsaufgaben immer mehr um umgangs- und sorgerechtliche Fragen – in einem Netzwerk aus Hilfestellen wie Migrations-, Schuldner- und Erziehungsberatungen.
Lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung: Wir bauen ein neues Schutzhaus
Jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Unsere Arbeitstage sind nicht planbar. Deshalb brauchen wir zumindest äußerliche Festigkeit, ein robustes bauliches und modernes Fundament. Unser Haus aus den 1960er-Jahren ist in die Jahre gekommen. Die Räumlichkeiten entsprechen nicht mehr aktuellen Standards in den Bereichen Brandschutz, Barrierefreiheit und Energietechnik, die Zimmeraufteilung bietet Frauen und Kindern kaum Rückzugsmöglichkeiten.
Dank des Caritasverbands, der alles daransetzt, die Rahmenbedingungen zu verbessern, geht im Herbst 2021 ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: Wir bauen ein neues Haus – finanziert über einen Eigenanteil, Fördermittel, Spenden und Kredite. Wir freuen uns unter anderem auf 14 Zimmer, ein barrierefreies Apartment, größere Räume für Kinder und unseren eigenen Garten, der von außen nicht einsehbar ist.
Stärker als Gewalt
Sie haben erfahren, wie sehr Frauen und ihre Kinder das Frauenhaus Bochum brauchen. Möchten Sie die Frauenhaus-Arbeit unterstützen? Dann schauen Sie hin und verschließen Sie Ihre Augen nicht. Ahnden wir Gewalt gegen Frauen, wann immer wir sie bemerken und nennen wir sie beim Namen – vor allem in der Öffentlichkeit. Denn Gewalt ist keine Privatsache, sondern eine Menschenrechtsverletzung. Je mehr Menschen das verstehen, desto größer ist die Chance, dass wir stärker werden – stärker als Gewalt.
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